Die Menstruation ist in vielen abgelegenen Dörfern in Indien und Nepal ein Grund weshalb viele Mädchen und Frauen ausgestossen und benachteiligt werden. Aus traditionellen Gründen wird den Frauen
während der Zeit ihrer Menstruation der Zugang zur Küche verboten, sie dürfen nicht mit der Familie essen und statt im Ehebett auf dem Boden schlafen. Auch wird ihnen teils gänzlich das Betreten
des Hauses verwehrt. In solchen Fällen schlafen die Frauen in Menstruationshütten. Diese gefährliche Praktik wird Chhaupadi genannt. In den meist schmutzigen Hütten sind die Frauen verschiedenen
Gefahren ausgesetzt. Neben der fehlenden Hygiene, macht die eisige Kälte zu schaffen oder die Frauen werden in den Hütten vergewaltigt oder von Schlangen überrascht. Immer wieder werden in den
Nachrichten Vorfälle bekannt, in welchen Frauen in solchen Hütten schwer erkranken oder sogar sterben. Die Chhaupadi - Praktik ist weitgehend verboten, wird jedoch in vielen Regionen doch noch
praktiziert. Bei Missachtung dieser Praktik wird befürchtet, damit Unglück über die eigene Familie zu bringen. Eine weitere grosse Problematik ist die gänzliche Tabuisierung des Themas
Menstruation. Die Mädchen und Frauen versuchen Ihre Periode aus Scham zu verheimlichen, waschen sich deshalb nicht richtig während dieser Zeit und informieren niemanden bei Auffälligkeiten im
Zyklus. Teils leiden die Frauen über Jahre an massiven Unterleibsschmerzen, ohne dass jemand davon weiss. Besuch beim Frauenarzt ist ihnen fremd. Ebenso ist es Frauen von mittellosen Familien
nicht möglich, notwendige Binden zu kaufen. Deshalb greifen sie teils zu schädlichen Alternativen. Durch die bereits bestehenden Hope is life - Projekte wurde das Team mit dieser Thematik oft
konfrontiert und hat sich entschieden, sich diesem Thema zu widmen.
Das Projekt
Hope is life nimmt sich dem schwierigen Thema an, das schädliche, traditionelle Rituale mit sich bringt und dazu als ein striktes Tabuthema gehandhabt wird. Somit mussten wir eine passende
Strategie ausarbeiten, mit welcher wir die Frauen und Männer mit Aufklärungsarbeit und Informationen nicht überfordern. Der erste Schritt war die Menstruation in unseren Projektdörfern zu
thematisieren. In den regelmässigen Sitzungen wird nun offen über die Periode und deren Auswirkungen gesprochen. Die Frauen werden in Abständen von sechs Monaten von einer Frauenärztin
untersucht, die auch immer wieder die Hygiene thematisiert. Beschwerden im Intimbereich und Unterleib werden nun untersucht und angemessen behandelt. Um das Thema der fehlenden Materialien für
die Monatsblutung und weitere Aufklärung anzugehen, haben wir mit der Produktion von waschbaren Damenbinden aus Baumwollstoff begonnen. Mit der Binden-Produktion beschäftigen wir Frauen aus
unseren Dörfern, so dass sie zum Lebensunterhalt der Familie dazuverdienen können. Was für uns vielleicht etwas eklig klingt, kann in diesen Gebieten Leben retten. Die Binden werden kostengünstig
verkauft und können über 2-3 Jahre genutzt werden. Neben dem Verkauf unseres Produktes, können wir ebenso Aufklärungsarbeit leisten. Wir zeigen wie die Binden korrekt und hygienisch angewendet
werden, um während der Periode Krankheiten zu verhindern und das Wohlbefinden in diesen Tagen zu steigern. Ebenso thematisieren wir regelmässig die gefährlichen, traditionellen Rituale und
Praktiken während der Menstruationszeit.
Projektziele
1. Hygieneregeln während der Menstruation werden umgesetzt
Durch Aufklärung über die Auswirkungen und Krankheiten durch unhygienische Verhältnisse während der Periode, wird
die Wichtigkeit der Hygiene erkenntlich. Durch das kennen lernen von Hygieneregeln wird den Frauen ebenso die Umsetzung von sicheren Menstruations-Tagen ermöglicht.
2. Beschwerden und andere Problematiken während der Periode wer-den thematisiert und die Ursachen behandelt
In den Sitzungen mit den Frauen wird offen über Schmerzen oder
Unwohlsein im Unterleib und Intimbereich gesprochen. Somit wird das Thema enttabuisiert und wir können, falls notwendig ärztliche Behandlungen veranlassen.
3. Die gefährlichen Auswirkungen mancher traditioneller Praktiken und Rituale in der Menstruationszeit werden verstanden und abgeschafft.
Das wohl schwierigste Ziel ist die Thematik der schädlichen Traditionen. Gerade deshalb widmen wir uns dem Thema, suchen den Austausch, zeigen die teils tödlichen Auswirkungen auf und suchen nach
Alternativen, um die Rituale angepasst an die jeweiligen Verhältnisse durchzuführen. So dass die Tage der Menstruation für die Frauen nicht zur Gefahr werden.
4. Hygienische Alternative bieten, zu den ungesunden Varianten
Die Produktion und Verkauf der Binden führt uns nochmals zu den oben genannten Zielen. Beim Verkauf der
Materialien kann über das Thema gesprochen werden, aufgeklärt und Lösungsvorschläge mitgeteilt werden. Die Frauen erhalten einen günstigen Ersatz zu den herkömmlichen Binden und können somit auf
unhygienische Alternativen verzichten.